Eintauchen – Auftauchen

Erwin Stache


Die Frage, „was mit den scheinbar zufällig erzeugten Tönen eines Windspieles oder den Stimmen der Vögel oder den Geräuschen einer Stadtkulisse passiert, wenn wir bewusst zuhören; die Töne, Klänge, Geräusche und Pausen in unserem Kopf in Beziehung setzen und analysieren?“, ist eine zentrale Frage in den Werken von Erwin Stache. Fast immer vereinen die Installationen, Objekte und Maschinen, die Stache entwirft und baut, Elemente des Zufalls und der bewussten Steuerung. Kontrolle und Zufall sind stets fein ausbalanciert. Und diese eigentümliche Dynamik verleiht den technischen Apparaturen häufig eine – wie Stache sagt – „gewisse Lebendigkeit“.
Die Apparaturen, die Stache für „Eintauchen – Auftauchen“ auf sieben Flößen nahe der Frederikenbrücke installiert, wirken zunächst wie Fremdkörper in der Gartenlandschaft. Das stete Auf und Ab ihrer langen Hebelarme lässt an etwas unbeholfen hin- und herschwankende Roboter denken. Stoisch tauchen sie abwechselnd zwei daran befestigte Röhrenglocken ins Wasser. Dieses Auf und Ab, dessen Choreografie Stache vorprogrammiert, bestimmt auch die Klangereignisse. Von einem kleinen Hämmerchen angeschlagen verändern sich die Klänge der Röhrenglocken, je nachdem wie tief sie ins Wasser eintauchen –  eine präzise Steuerung der Töne und Tonfolgen ist dabei durch die äußeren Einflüsse von Wind und Wetter jedoch unmöglich. Und diese kompositorische Unschärfe ist Programm. Es bleibt dem Entdeckergeist der Zuhörer überlassen, herauszufinden wie sich die scheinbar zufälligen Klänge und Tonfolgen miteinander arrangieren.
 
Erwin Stache, geb. 1960 in Schlemma bei Aue, lebt in Beucha bei Leipzig. Stache studierte Musik, Physik und Mathematik. Bereits in den 1970er entwickelt er Objekte aus Fundstücken und alten Audiogeräte. Seit 1983 ist er als Musiker, Komponist und Klangobjektebauer tätig und entwickelt und konstruiert elektroakustische und mechanische Instrumente. Konzerte und Installationen bei zahlreichen internationalen Festivals, in Museen und Galerien.