Windklänge

Max Eastley

Nach ihrer Wiederentdeckung im späten 18. Jahrhundert wurden Äolsharfen zu festen Bestandteilen von Parks und Gärten vor allem in England und Deutschland. Die Instrumente mit ihren „geisterhaft“-sphärischen Klängen, die ganz ohne menschliches Zutun entstanden, galten lange als Sinnbild für die Musik der Natur. Der britische Künstler Max Eastley entdeckte Äolsharfen in den frühen 1970er Jahren. Ihn faszinierte allerdings weniger ihre symbolische Bedeutung, sondern der Gedanke, mit Wind als natürlicher Antriebskraft kinetische Kunst, Musik und Musikinstrumente zu verbinden. Seitdem hat er in einer Reihe von Arbeiten mit den energetischen Kräften von Wind, Wasser oder Elektrizität experimentiert. Seine „Windklänge“ auf drei schwimmenden Inseln auf der westlichen Graft sind bogenförmige Windharfen – je vier auf jeder Insel –, deren Gestaltung u.a. von den Formen und Farben der Pflanzen im Garten mitbestimmt ist. Sie bestehen aus schmalen, gut zwei Meter langen Holzleisten, über die Darmsaiten gespannt sind. Die Saiten reagieren überaus sensibel auf Windbewegungen. Unterschiedliche Saitenspannungen lassen Tonhöhen und Klangfarben changieren. Schon eine leichter Windstoß bringt sie zum klingen. Um die feinen Nuancierungen darzustellen, werden die Klänge akustisch leicht verstärkt und über Lautsprecher auf den Inseln abgespielt. Bei heftigen Winden mitunter metallisch scharf und regelrecht perkussiv, heben die Klänge bei ruhigerem Wetter zu kantilenenartigen Melodien an, die über dem Wasser zu schweben scheinen.

Max Eastley, geboren 1944 in Torquay (England), lebt in London. Eastley studierte Malerei und Graphik an der Newton Abbot Art School sowie Kunst an der Middlesex University London. Seine Klangskulpturen, -objekte und -installationen verbinden kinetische Kunst und Klangkunst. Aber auch Kompositionen, Soundscapes, Tanzstücke und Performances sind unter seinen Werken. Von 2010 bis 2013 arbeitete er an der Oxford Brookes University an einem künstlerischen Forschungsprojekt zu äolischen Phänomenen.