Doppel-Konzert: Humboldt Trio & Sarah Neufeld


An diesem Abend wagen die KunstFestSpiele ein besonderes Experiment. Arnold Schönberg und Wolfgang Rihm treffen auf Sarah Neufeld. Zwei musikalische Welten, die zumeist völlig getrennt voneinander wahrgenommen werden, erklingen nacheinander in der Galerie.

Im ersten Konzert dieses Doppel-Abends spielt das aus drei exzellenten Solisten bestehende Humboldt Trio zwei Werke, die äußerste musikalische Extreme berühren. Arnold Schönbergs Streichtrio op.45 von 1946 ist von Brüchen und Kontrasten bestimmt. Aggressive Wildheit und lyrische Versenkung treffen so unvermittelt aufeinander wie die heftigsten Dissonanzen und harmonischer Wohlklang. In seiner zerklüfteten Expressivität wirkt das Werk des 70-jährigen Schönberg beinahe wie improvisiert und fasst die Hörer_innen unmittelbar an. In Wolfgang Rihms fast einstündiger Musik für drei Streicher von 1977 steckt eine ähnlich expressive Energie. Nervös zuckende Rhythmen einer atemlos gehetzten Musik kontrastieren mit schimmernden Klangflächen und lang ausgesponnenen Melodieverläufen. Die dramatische Qualität der Gegensätze in diesem einzigartigen musikalischen Monolith scheint ebenfalls ans Improvisatorische zu grenzen und lässt in ihrer brennenden Intensität, Dynamik und exorbitanten Virtuosität mitunter an Free Jazz denken.

Mit dem Auftritt der kanadischen Violinistin und Sängerin Sarah Neufeld kommt erstmals ein Feinkost Lampe Konzert in die Galerie. Neufeld, die regelmäßig mit Indie-Rock Bands wie Arcade Fire auftritt, führt uns in ihrem Solo-Konzert auf die andere Seite des musikalischen Planeten. Eine immer etwas heisere Geige, gezupft oder gestrichen, liefert motivische Mikromuster, die Neufeld nach Art der Minimal Music übereinanderschichtet und mit ihrer Stimme überformt. Die meditative Sanftheit ihrer Musik und ihr ätherischer Gesang entfalten eine rauschhafte Kraft, in der sich die beiden musikalischen Welten des Abends berühren.

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