Punktiertes Ufer

Roswitha von den Driesch & Jens-Uwe Dyffort



Als „Punktierte Umgebungen“ bezeichnen Roswitha von den Driesch und Jens-Uwe Dyffort eine Serie von Klanginstallationen, in der sie Orte durch das behutsame Hinzufügen von Klängen interpretieren, um sie so neuen Wahrnehmungs- und Deutungsformen zu öffnen. Die Sensibilisierung für die Eigenheiten eines Ortes, für seine Geschichte und Funktion und die Hervorhebung von verborgenen, oft auch vergessenen Bedeutungsschichten sind zentrale Topoi dieser Werke. Der Begriff „Punktierung“ bezieht sich sowohl auf die bildnerische wie auf die musikalische Komposition. Knopfgroße, schwarze Piezo-Lautsprecher – häufig entlang der Linienführung gegebener Architekturen installiert – bilden punktuelle, optische wie akustische Markierungen. In der Arbeit „Punktiertes Ufer“ für den Großen Garten in Herrenhausen sind sie auf ca. 400 m Länge an den Stämmen der am Rand der östlichen Graft stehenden Bäume angebracht. Zu hören sind rhythmische Folgen aus leisen Klickgeräuschen. Die repetitiven Impulse sind rein elektronisch erzeugt, erinnern jedoch an Geräusche von Insekten oder Vögeln. Musikalisch greifen sie formale Prinzipien der barocken Gartengestaltung auf. Bogenförmige rhythmische Figuren (schnell – langsam – schnell) verweisen auf die strenge Symmetrie der Gesamtanlage; kurze, den Weg entlanglaufende Akzente auf die Linearität der Allee. Von der natürlichen Umgebung, der Wasser- und Rasenfläche reflektiert, mischen sich die rhythmischen Gestalten und fügen sich als künstlerisch kommentierende Schicht subtil in die Rhythmen der Umwelt ein.

Roswitha von den Driesch, geb. in Saarburg, lebt in Berlin. Von den Driesch studierte bildende Kunst an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, Meisterschülerin von Inge Mahn. Erste Klangarbeiten entstanden 1993/94. Seit 1996 arbeitet sie zusammen mit
Jens-Uwe Dyffort, geb. in Erfurt, lebt in Berlin. Dyffort studierte Komposition an der UdK Berlin, Meisterschüler von Walter Zimmermann. Seit 1999 arbeitet er auch als Softwareentwickler. Seit 1996 entwickeln von den Driesch/Dyffort Klanginstallationen und ortsspezifische Arbeiten für Innen- und Außenräume. Sie erhielten zahlreiche Stipendien und Auszeichnungen (u.a. „Deutscher Klangkunstpreis 2006“ für die Arbeit „In der Schwebe“)